"Was uns mal blüht..." erklärte Diakon Martin Mylius in seiner Predigt zum Fest Mariä Himmelfahrt. Wir Christen sind für das ewige Leben geschaffen und bestimmt.
Am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel nehmen viele Menschen traditionell Sträuße aus Blumen und Kräutern mit in den Gottesdienst. Es ist ein uraltes Brauchtum, dass am 15. August die Kräuterbuschen geweiht werden.
Die Legende erzählt: Als die Apostel auf dem Berg Zion in Jerusalem zusammengekommen waren, um vom Leichnam Mariens Abschied zu nehmen, öffneten sie ihren Sarkophag. Doch darin fanden sie nicht die sterblichen Überreste der Gottesmutter, sondern ein Meer aus bunten Blumen und Kräutern. Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, so glauben wir. Und statt Verwesung und Tod finden die Apostel in ihrem Sarg das blühende Leben und allerhand Kräuter, deren heilbringende Wirkung Krankheit und Tod vertreibt.
Die bunten Blumen und duftenden Kräuter, welche die Menschen an Mariä Himmelfahrt mit in die Kirchen bringen, sind ein Zeichen für das, was wir miteinander an diesem Tag feiern. Es ist ein kleines Osterfest, mitten im Hochsommer. Denn eigentlich feiern wir nichts anderes als auch an Ostern: dass wir Menschen nämlich nicht im Tod einfach in ein Nichts fallen oder in der ewigen Dunkelheit gefangen bleiben. In unserem Sterben begegnet uns Christus, der auferstandene Herr, der uns zum Leben ruft. Er teilt mit uns sein Leben; der Himmel, in den er aufgefahren ist, ist unsere Wohnung auf ewig.
An Maria – der Gottesmutter – wird beispielhaft deutlich, was uns allen verheißen ist: dass der Gestank von Verwesung und Tod dem Duft des Lebens weichen muss. Christus, der Urheber und Vollender unseres Glaubens ist, ruft uns zum Leben in Ewigkeit. Das hat Maria als erste der Glaubenden selbst erfahren. Und das ist auch das Schicksal aller, die auf Christus getauft sind und seinen Namen tragen. Deswegen ist Mariä Himmelfahrt unser aller Fest. Wir feiern Maria; aber eigentlich feiern wir uns selbst, weil Christus sein Ostern mit uns teilt.
Es ist schwer, dieses Leben in Fülle, das uns bevorsteht, in Worte zu fassen. Deswegen drücken wir das, was wir feiern, durch die Blume aus: Blumen und Kräuter sind Zeichen für das österliche Leben. Wer sich in diesen hochsommerlichen Tagen in der Natur aufhält, der wird mit ihrer vollen Schönheit und Pracht konfrontiert. Überall blühen die Blumen in buntesten Farben, auf den Äckern und Felder reifen und gedeihen die Früchte, das warme Wetter ist einladend, um die Tage im Freien zu genießen.
Im Sommer kann sich das Leben entfalten – und zwar in seiner ganzen Schönheit und Freude. Die Schöpfung beschenkt uns mit einer Vorahnung, wie wirkliches Leben aussehen kann. Ein Leben, das sich nicht einschränken oder eingrenzen lässt, ein Leben, das in voller Blüte steht, ein Leben, das duftet und sich von keiner Krankheit und keinem Tod einengen lässt. So ist das österliche Leben, das wir am Tag der Himmelfahrt Mariens feiern.
An Mariä Himmelfahrt feiern wir das Leben. Und es ist gut, dass wir es nicht nur mit großen Worten feiern, sondern dass wir es mit allen unseren Sinnen wahrnehmen. So bekommen wir eine Ahnung davon, wie jenes Leben sein wird, das Gott all jenen bereitet hat, die ihn lieben.
Bilder vom Patroziniumsgottesdienst in Schönberg mit Segnung des neuen Messgewandes